Zwischenruf - Birgit Wenzl-Heil:Darstellung des Herrn
Eine Geschichte wie ein klassisches Gemälde. Schauplatz ist ein großes Gotteshaus. Auf der einen Seite betritt ein Paar die Szene. Mit dabei: ihr erstes Kind. Die Zeit der Schwangerschaft und die Geburt verliefen alles andere als ruhig und normal. Und trotzdem: Ihr Sohn ist ein Gottesgeschenk. Dafür möchten sie sich jetzt bedanken. Dann betritt jemand von der anderen Seite die Szene. Ein alter Mann. Ihm wurde einmal vorhergesagt: „Du wirst nicht sterben, bis Du den siehst, den Gott schickt, um alles zu erlösen.“ Jetzt drängt es ihn in den Tempel und er sieht das Kind und weiß: „Jetzt ist es so weit.“ Und dann betritt noch jemand die Szene. Eine alte Frau, die fast ihr ganzes Leben im Tempel verbracht hat und jetzt ebenfalls spürt, dass sich da etwas erfüllt. Dieses Bild entrollt das Evangelium, das heute in katholischen Gottesdiensten zum Fest „Darstellung des Herrn“ vorgelesen wird. Das kleine Kind, Jesus. Ein neues Leben - voller Ungewissheiten, aber auch voller Möglichkeiten und mit der Zuversicht, dass Gott es gesegnet hat. Die zwei alten Menschen, Simeon und Hanna - zwei lange Leben voller Sehnsucht danach, dass Gott einmal sein Versprechen wahr macht, dass alles gut wird. Mir zeigt dieses Bild sehr anschaulich, dass Anfang und Ende ziemlich nah beieinanderliegen können. Und dass beides ein Segen sein kann. Gottes Nähe kann in beidem spürbar werden. Eine durchaus frohe Botschaft für das noch frische Jahr, wie ich finde: Ich muss mich nicht vor jedem Ende fürchten, wenn ich darauf vertrauen kann, dass es zum Schluss dennoch gut ausgeht.