Zwischenruf - Christian Heinz:Der versteckte Jesus
In diesem Jahr musste ich ohne Jesus auskommen.
Zumindest in einer Szene meiner Weihnachtskrippe.
Ich habe sie bis heute, wo ich so langsam beginne, die Krippe wieder abzubauen, nicht gefunden: die kleine Holzfigur, die den Säugling Jesus zeigt.
Ich bin mir relativ sicher, dass ich sie irgendwo in eine Schublade gelegt habe.
Gefunden habe ich die nur ein paar Zentimeter große Figur nicht.
Dafür habe ich aber viele andere Dinge gefunden, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie noch habe.
Grußkarten, die ich eigentlich schon vor einem Jahr habe beantworten wollen,
Bilder von Brautpaaren, die ich begleiten durfte,
ein kleines Holzkreuz, das meiner verstorbenen Oma gehört hat…
Das Jesuskind hat sich in diesem Jahr gut versteckt,
in all den Dingen, die ich abgelegt und zum Teil vergessen habe.
Insofern musste und muss ich nicht ohne Jesus auskommen.
Er ist da, eben gut versteckt.
Und wenn mir die kleine Figur – die ich übrigens immer noch suche – weiterhilft, Vergessenes und Verlorenes zu finden, dann verstehe ich das Jesus-Wort ganz neu:
Ich bin gekommen, zu suchen, was verloren ist – und das nicht nur zur Weihnachtszeit.