Zwischenruf - Michael Kinnen:Die Frau, die den Papst segnet
Es war schon ein besonderes Erlebnis. Eine Papstaudienz. Ist schon ein paar Jahre her, da stand ich mit einigen Kolleginnen und Kollegen aus der Medienbranche in der Schlange, um dem Papst die Hand zu schütteln. Zuvor hatte Franziskus eine kleine Ansprache gehalten und sie wie so oft damit beendet, dass wir doch bitte alle für ihn beten sollen. Es sind immer nur wenige Sekunden, die man zum Händeschütteln hat, dann kommt schon der oder die nächste dran. Der Vatikan-Fotograf ist darauf spezialisiert, von diesem kurzen Moment das passende Foto zu machen. Ich erinnere mich, dass vor mir in der Schlange eine Kollegin war, bei der der Papst etwas länger innehielt. Auf dem Foto ist zu sehen, wie der Papst den Kopf vorbeugt und sie ihm mit dem Daumen ein Kreuz auf die Stirn zeichnet. Ein Segen für den Papst. Normalerweise ist das umgekehrt. Aber hier hat die Kollegin die Bitte wirklich ernst genommen, für ihn zu beten, ihn zu segnen. Und dem Papst scheint das gefallen zu haben.
Einige Jahre später hab ich die Kollegin wieder getroffen: „Ah, die Frau, die den Papst gesegnet hat“, hab ich sie begrüßt. Wir haben kurz miteinander gesprochen über dies und das. Zum Abschied hat sie mir still ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Wie damals beim Papst. Wow. Das hat mich berührt. So geht der Segen weiter. Mit kleinen Gesten. Heute soll er hier übers Radio auch Sie erreichen. Und vielleicht mögen Sie den Segen auch weitergeben an Menschen, die Ihnen wichtig sind. Und wenn Sie wollen: Heute hat der Papst Geburtstag. Er kann ein Gebet, einen Segen, sicher gebrauchen, als Papst - und vor allem als Mensch.