Zwischenruf - Michael Kinnen:Die (un)heile Welt und das Heil der Welt
„Jetzt sei doch mal gemütlich!“ Weihnachten bei Hoppenstedts mit dem großartigen Loriot und der nicht minder großartigen Evelyn Hamann. Ein Satz in dem Sketch, mit dem die Familienmutter die Weihnachtsstimmung geradezu heraufbeschwören will - vergeblich allerding. Die unvermeidliche und nur allzu bekannte familiäre Katastrophe wird zu Weihnachten mit tiefsinnigem Humor aufgegriffen. „Jetzt sei doch mal gemütlich!“ Gilt auch heute. Auch angesichts des Adventsstresses am vierten Advent, beim Endspurt auf Weihnachten zu. Aber es verhallt da wohl genauso wie im Sketch von Loriot bei Familie Hoppenstedt. Gemütlichkeit kann man nicht verordnen. Und wer sagt denn überhaupt, dass Weihnachten gemütlich sein muss? Das, was im Sketch bei Familie Hoppenstedt noch ziemlich harmlos daher kommt, das erleben wir in der Welt von heute ja noch viel dramatischer. Die Nachrichten von verheerenden Katastrophen weltweit. Wie soll es da gemütlich werden? So ein Weihnachten suchen wir wohl - alle Jahre wieder - vergeblich. Und es hat auch ehrlich gesagt wenig mit dem eigentlichen Weihnachten zu tun. Weihnachten ist das Fest der Menschwerdung Gottes. Im Stall von Betlehem. Arm und ungemütlich. Aber bahnbrechend und weltverändernd. Keine heile Welt - aber im Unheil der Welt kommt das Heil der Welt. Das ist zumindest die christliche Hoffnung. Oder wie Loriot vielleicht mit Augenzwinkern gesagt hätte: Das ereignet sich, wenn wir uns mit innerer Heiterkeit und Gelassenheit hineinwagen in die lebendige Ungemütlichkeit und hoffnungsfrohe Ursprünglichkeit von Weihnachten. Ach, was?!