Zwischenruf - Michael Kinnen:Drei Wünsche frei – Solo le pido a Dios...
Wenn heute die berühmte Fee käme – und ich plötzlich drei Wünsche frei hätte. Was wäre das wohl? Gesundheit – Geld – Genuss? Oder Frieden – Freiheit und Freizeit? Oder ein bestimmtes Fußballergebnis? Drei Wünsche frei. Das ist eher theoretisch, denn manches kann ich schlicht nicht ändern. Und doch: Was würde ich mir wohl wünschen, was über den Tag hinausgeht? Mich fasziniert schon seit einiger Zeit ein spanisches Lied - das etwa so alt ist, wie ich selbst inzwischen bin. Übersetzt heißt es: „Nur darum bitte ich Gott...“ - Solo le pido a Dios. Und es hat so was von den drei Wünschen: „Ich bitte Gott nur darum, dass der Schmerz mir nicht gleichgültig sein wird“, heißt es da in der ersten Strophe; „dass mich der trockene Tod nicht leer und allein findet, ohne genug getan zu haben“. Und auch die folgenden Strophen wiederholen den Wunsch mit leichter Variation: „Ich bitte Gott nur darum, dass das Ungerechte mir nicht gleichgültig sein wird“, „dass der Krieg mir nicht gleichgültig sein wird“. „Ich bitte Gott nur darum, dass die Zukunft mir nicht gleichgültig sein wird“, heißt es da. Vielleicht sind das nicht die Wünsche, die mir direkt einfallen, wenn die sagenumwobene Fee heute daher käme. Aber ich finde, sie bringen das auf den Punkt, wofür die drei Wünsche gut eingesetzt wären: Nicht, dass mir alles in den Schoß fällt, sondern dass ich nicht gleichgültig werde, nicht abstumpfe. Interessiert bleibe und verletzbar; erschütterbar und berührbar. Dass manches mir etwas wert ist und bleibt. Dass mich nicht die Gleichgültigkeit packt. Nur darum bitte ich Gott... - und dann hab‘ ich ja noch zwei weitere Wünsche frei.