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Lebenszeichen - Marliese Klees:Enigma - Rätsel

Eine schöne Empfehlung im neuen Jahr: machen, was man im Herzen fühlt, um mit dem Rätsel des Lebens umzugehen, um es zu lieben.
Man sieht kleine grüne Pflanzen, die gerade begiinngen zu wachsen
Datum:
4. Jan. 2025
Von:
Marliese Klees

Es ist Oktober 1898, als August Johannes Jaeger einen Brief seines Freundes Edward Elgar in der Post hat. Jaeger ist Musikverleger in London und hat schon einige Werke des Komponisten bis zur Veröffentlichung betreut. Nu schreibt Elgar ihm, dass er an einer neuen Komposition arbeitet, an "Variationen über ein Originalthema“. Offenbar sitzt ihm bei diese Kompositionsarbeit der Schalk im Nacken, denn er schreibt: „ Die Variationen haben mir Spaß gemacht, weil ich sie mit den Spitznamen einiger besonderer Freunde überschrieben habe – Sie sind Nimrod.“ Im darauffolgenden Jahr werden diese Variationen uraufgeführt und begründen den Ruhm des Komponisten. Bekannt wird auch die Geschichte mit den Spitznamen und die Absicht des Künstlers, Menschen aus seinem Umfeld zu charakterisieren - aber er gibt nur seltsame Buchstabenkombinationen preis. Und so beginnt, was Menschen nun einmal liebend gerne tun: ein Rätselraten darüber, wem wohl welche Variation zuzuordnen sei. Wer mag, kann sich gerne vorstellen, wie man in den Musiksalons oder in den Konzertpausen genau darüber spekuliert und wie diese Gespräche sicher manches Gelächter auslösen. So ein Konzert, so einen Abend vergisst man nicht und diesen kecken Komponisten wird man sich merken. Der Abend der Uraufführung wird aber noch eine andere Bedeutung gewinnen nämlich die als „Geburtsstunde des ersten symphonischen Meisterwerks englischer Herkunft“ 1. Eine Geburtsstunde voller Rätsel, denn so werden die Variationen bald darauf genannt: Enigma - Rätsel. Und es wird noch einige Jahre dauern, bis Elgar die Rätsel auflöst. Dann wird man Vergleiche ziehen zwischen den Lösungen, die man selbst ins Gespräch gebracht hat, und denen, die Elgar gibt. Man wird auf die Personen schauen und sehen bzw. hören, wie treffend er sie charakterisiert hat Die Enigma, die Rätsel als Geburtsstunde einer neuen Musik. Eigentlich ist das ein schönes, verheißungsvoll klingendes Omen für das neue Jahr, das ja auch erst gerade seine Geburtsstunde erlebt. Wer weiß schon so genau, was sich alles darin verbirgt. Alles ist voller Rätsel. Für alle gilt die Herausforderung, aus den Enigmas, den Rätseln, die sich darin verbergen, ihr Leben zu bauen. Ein guter Rat, wie man mit den verrinnenden Tagen des neuen Jahres, mit der vergänglichen Zeit umgehen kann, findet sich bei dem Regisseur Matthias Glasner. Der lässt eine seiner Filmfiguren zu dieser Lebensaufgabe sagen:
„Du musst an Dein Herz glauben. Du musst machen, was Dir ins Herz kommt. Du musst machen, was Du willst, was Du in Deinem Herzen fühlst. Das musst Du wiederholen. Du musst Dein Herz vergleichen mit Deinem Gefühl. Du musst wissen, was Du willst. Was Ruhiges machen und nicht was Wildes, rumgucken oder so. Du musst auf Deine Natur hören.“
Eine schöne Empfehlung im neuen Jahr: machen, was man im Herzen fühlt, um mit dem Rätsel des Lebens umzugehen, um es zu lieben.

Aber noch einmal zurück zu Elgar: er sagt über seine Variationen, dass nicht nur die einzelnen Abschnitte ein Rätsel sind, sondern hinter der gesamten Komposition ein Rätsel stecke. Diskret wie er ist, löst er dieses Geheimnis nicht auf. Auch das ist wie im Leben: manches kann man erkennen und doch steckt hinter allem ein Geheimnis, das es spannend macht. Ich erlaube mir, es Gott zu nennen und wünsche ihnen ein gesegnetes Jahr.

 

1 19.02.2016 von Thomas Schulz: ZU EDWARD ELGARS „ENIGMA-VARIATIONEN“, https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/elgar-enigma-variationen-100.html

 2 Christian Fröhling: Kreativ leben. https://www.feinschwarz.net/kreativ-leben/ 

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