Zwischenruf - Christian Heinz:Es beginnt bei mir
Kunst trifft Courage, so der Titel einer Fotoausstellung der Künstlerin Daniela Müller im Kulturkloster Hermeskeil.
Daniela Müller ist Opfer häuslicher Gewalt geworden. In der Kunst verarbeitet sie ihre Erfahrungen und nutzt sie, um auf das aufmerksam zu machen, was immer noch zu selten thematisiert wird: Häusliche Gewalt gegen Frauen.
Bei mir hat sie es schon geschafft, ich bin aufmerksam geworden und erschrocken, denn:
Alle zwei Tage tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Jeden Tag findet ein Tötungsversuch statt.
Weniger als alle vier Minuten fügt ein Mann seiner Partnerin Gewalt zu.
Alle zwei Stunden erlebt eine Frau sexualisierte Gewalt durch ihren Partner.
Das erschreckt mich, als Mensch, als Mann, als kath. Priester.
Mich erschreckt auch, womit es laut UN Women beginnt, nämlich: “Alltagssexismus, der tief in patriarchalischen Strukturen verankert ist.” Und das heißt, es fängt auch bei und mit mir an.
Wie ich denke und rede, auch hier im Radio.
Denn Alltagssexismus ist viel mehr als sexuelle Belästigung. Er kann sogar manchmal wohlwollend gemeint sein, und trotzdem diskriminieren und damit den Boden bereiten für Gewalt gegen Frauen.
Wenn das Äußere einer Frau im Job, Politik oder sonst wo wichtiger ist als ihre fachliche Kompetenz.
Wenn Personen aufgrund ihres Geschlechts grundsätzlich ausgeschlossen sind von bestimmten Positionen, wie es in der katholischen Kirche ist.
Am kommenden Montag beginnt die 16tägige UN – Kampagne „Orange the world“ zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Orange ist ihre Erkennungsfarbe.
Ich kann jetzt schon beginnen, mich mit den Zahlen, Fakten und Gründen für Gewalt gegen Frauen zu beschäftigen. Und das heißt auch mit mir und bei mir anzufangen: Mein Denken und Reden zu überprüfen und dort, wo ich Alltagssexismus erlebe, zu handeln.
Und ich kann mich informieren über Hilfsangebote und diese weitersagen,
wie zum Beispiel das bundesweite Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”: 116016 bzw. www.hilfetelefon.de