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Zwischenruf - Luisa Maurer:Geduld, Likör und die Deutsche Bahn

Ein zufälliges Gespräch über Gott und die Welt kann aufmerksam machen auf die großen Fragen der Politik und der Welt. Und wie viel Geduld Gott doch mit den Menschen haben muss.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
4. Jan. 2025
Von:
Luisa Maurer

“Der Herrgott muss ganz schön Geduld haben!” Ich sitze mit zwei Männern in einem Vierersitz der Bahn. Ganz unverhofft kommen wir ins Gespräch. Ich trinke mit ihnen einen Likör und wir sprechen über Gott und die Welt.
Das war im vergangenen November. Es kommt mir in den Sinn, wenn ich mich zu Beginn des neuen Jahres frage, was wohl in diesem Jahr auf die Welt so zukommen wird. 
Die beiden Männer fahren seit Jahren gemeinsam zum 11.11. nach Köln. Was sie besonders an diesem Tag dort schätzen: Egal wie alt man ist, woher man kommt, alle gehen aufeinander zu und feiern miteinander. Das geben die beiden an mich weiter. Ganz höflich bieten sie mir einen Likör an. Als ich erzähle, dass ich für die Kirche arbeite, bemerkt einer der beiden: “Der Herrgott muss ganz schön Geduld haben! Wenn ich mir anschaue, wie wir Menschen miteinander umgehen und dass es überall Kriege gibt und Grenzen dicht gemacht werden...”
Und: Wie wird das wohl in diesem Jahr werden? Und Gott? Wenn es ihn gibt, hat er wirklich so viel Geduld mit uns? 
Mit Sicherheit beendet ein gemeinsamer Likör auf einer Zugfahrt oder ein Feiern des 11.11. in Köln keinen Krieg. Und doch: Wenn es in diesem Jahr mehr Menschen gibt, die sich trauen aufeinander zuzugehen und Grenzen zu überwinden, statt einander zu bekämpfen, dann zahlt sich seine Geduld vielleicht ja aus.
Und wer weiß: Vielleicht sind ein gemeinsamer Schluck Likör und ein Gespräch über Gott und die Welt mit Fremden ein guter Anfang.

SR1/SRkultur/SR3 - Zwischenruf:Geduld, Likör und die Deutsche Bahn