Zwischenruf - Dr. Christoph Kohl:Gelassen und gelöst.
„Ich bin bereit, der Herrgott kann mich zu sich holen.“ Das hat mir ein 87jähriger bei der Feier einer diamantenen Hochzeit gesagt. Mit diesem Satz wollte er nicht sagen, dass er sich ein baldiges Ende wünscht. Im Gegenteil: Er freut sich auch in seinem hohen Alter sehr wohl noch seines Lebens. Aber er ist sich bewusst, dass er auf den Tod zugeht. Und wenn er kommt, er ist bereit, sein Leben loszulassen und in Gottes Hände zurückzulegen.
„Ich habe ein gutes Leben gehabt.“ sagte er mir. Er strahlt aus, dass er damit zufrieden ist – obwohl er auch manches Beschwerliche erlebt hat. Vor über 60 Jahren ist er aus seiner Heimat weggezogen,an den Rhein, wo seine Frau herstammte. Sie ist schon vor einigen Jahren gestorben, viel zu früh. Auch den Tod eines erwachsenen Kindes musste er verkraften. Doch auch damit ist er versöhnt.
Das ist wohl das Geheimnis, wieso er als alter Mensch so gelassen und gelöst ist: Er ist versöhnt mit seinem Leben. Er hat Ja gesagt auch zu dem, was anders kam als geplant oder erhofft. Er ist versöhnt mit sich selbst. Das gibt ihm eine tiefe innere Zufriedenheit. Und gerade deshalb kann er die ihm verbleibende Lebenszeit gelöst genießen.
Und ich habe gespürt, dass sein Glaube ihm hilft, so versöhnt zu leben. Er vertraut auf den Gott, der ihn unendlich liebt, der ihn so annimmt, wie er ist – jetzt und auch im Tod: Es macht ihm nichts aus, wenn sein Leben bruchstückhaft bleibt, unfertig und unvollkommen - er lebt in der Glaubensgewissheit, dass Gott ihn und sein Leben in der Ewigkeit vollenden, es rund und heil und ganz machen wird. Gott wird seiner Lebenssehnsucht dann die restlose Erfüllung schenken.