Zwischenruf - Matthias Marx:Gelassenheit
Ein Mann von einundachtzig Jahren erfährt von den Ärzten, dass er Magenkrebs hat. Zur damaligen Zeit nicht mehr behandelbar. Dieser Mann hat sich ein Leben lang an das Beispiel seines Namenspatrons gehalten, des heiligen Josef.
Über ihn notiert er, knapp drei Monate vor seinem Tod:
„Er sprach wenig, aber er führte ein kraftvolles Leben und entzog sich keiner Verantwortung. Wer Glauben hat, zittert nicht. Er überstürzt nicht die Ereignisse, er ist nicht pessimistisch, er verliert nicht die Nerven.“
So sehr mich diese Worte beeindrucken – kann man das wirklich so sagen: wer glaubt, zittert nicht? Soll das heißen, es gibt kein Gewackel, nur Sicherheit? Es gibt keine Zweifel, nur Gewissheit?
Besonders in dieser Lebenslage, besser gesagt Sterbenslage…
Vielleicht meinte der alte Mann es so: wer glaubt, also auf Gott vertraut, ist kein Blatt im Wind, keine schwankende Existenz, sondern hat eine Basis, die standhält, wenn es hart hergeht, einen echten Halt. Und deshalb wird nichts überstürzt, herrscht kein Pessimismus, verliert der Mensch nicht die Nerven. Großartig, wenn das gelingt.
Es handelt sich hier um einen todkranken Papst, den gütigen Johannes XXIII. Dessen ganzes Leben hatte so etwas von leuchtender Güte.
Er nennt das im selben Zusammenhang mit dem heiligen Josef eine „Heiterkeit, die von Gott kommt“.
Es wäre schade, wenn das nichts anderes wäre als eine abgeklärte Altersweisheit. Ich wünsche mir jedenfalls sehr, einmal zu so einer Gelassenheit zu finden, einer Ausgeglichenheit, wenn möglich sogar Heiterkeit. Sie kommt laut Papst Johannes von Gott, nicht von mir.
Vielleicht wäre es schon mal ein Anfang, wenn ich nicht nur bewundern würde, aus welchem tiefen Vertrauen da ein anderer lebt, sondern wenn ich den Versuch des Optimismus unternähme und nicht so leicht die Nerven verlieren würde.