Zwischenruf - Altfried Rempe:Giovanni, nimm dich nicht so wichtig

Eine „Übergangs-Regierung“ nannte der Übergangs-Grünen-Chef 
die Ampel-Koalition in Berlin. Hat vielleicht Recht gehabt.
Erinnert hat er mich an eine andere Art von „Übergang“ – 
einen in der katholischen Kirche:
Angelo Roncalli war schon 77 Jahre alt, 
manche Kardinäle haben ihn wohl als Übergangs-Papst wählen wollen, 
damit sie Zeit haben, die Konflikte im Vatikan und in der Weltkirche zu glätten.
Die „Weiter so“-Fraktionen wollten die Stellung halten
gegen die so genannten „Modernisierer“ – ein eher übertriebenes Schimpfwort. 
Papst Johannes der XXIII. hat in seinen nur vier Amts-Jahren 
seine Kirche auf einen Übergangs-Weg geschickt,
auf dem sie sechzig Jahre danach immer noch unterwegs ist.
Im Heute ankommen sollte sie endlich – wieder sprachfähig werden
für eine Welt, die sich nach der Guten Nachricht des Evangeliums sehnt.
Dafür sollte die Kirche eine neue Sprache finden, 
die Sprache und den Stil von heute,
damit sie das Evangelium in die Welt hinein sagt 
und die Menschen sie hören und verstehen können.
Dazu hat Papst Johannes eine Sensation losgetreten; 
im Allgemeinen Konzil sollten die Bischöfe der ganzen Welt 
beraten und beschließen, wie es mit der Kirche weitergehen kann – 
mit wieder besserem Kontakt zur Wirklichkeit, zu den Menschen, 
zur ganzen Welt und ihren Problemen von heute. 
Meine Kirche ist immer noch dran, denke ich. 
Viel zu langsam und vielleicht braucht es auch ein bisschen mehr Druck …
Mir ist Papst Johannes persönlich wichtig mit der Mahnung, 
die er zuerst an sich selbst gerichtet hat:
Giovanni, nimm dich nicht so wichtig, sagt er.
Der Papst hat das wohl für sich befolgt – ich übe noch dran.
Und wünsche es meiner Kirche auch: nehmen wir uns weniger wichtig!