Zwischenruf - Altfried Rempe:Glückwunsch: der Mutter …
Herzlichen Glückwunsch, sage ich gelegentlich;
manchmal schaut die Frau dann ein wenig ratlos.
Glückwunsch zum Geburtstag deiner Tochter oder deines Sohnes.
Der oder dem habe ich schon gratuliert oder werde es noch tun.
Aber eben auch dir oder ihnen, der Mutter –
du hast diesen Menschen ja zur Welt gebracht,
dein Kind schon ein paar Jahre begleitet und für’s Leben stark gemacht…
Seltsam geschaut hat wohl auch Jesus von Nazaret,
als eine Frau ihm zugerufen hat:
Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat.
Ein Glückwunsch war das an seine Mutter Maria.
Jesus hat jedenfalls ein bisschen seltsam geantwortet:
Selig sind vielmehr die, die Gottes Wort hören und es befolgen.
Glückwunsch also für die alle.
Ja gut – Jesus biegt den Glückwunsch ab;
statt Mutter Maria preist er
die Frauen und Männer und Kinder glücklich,
die gerade um ihn herumsitzen
und ihm und seinen Geschichten und seinen Lehren zuhören.
Und dann macht er aus dem Glückwunsch für die Mutter
zugleich eine Aufforderung an sie: Schön, dass ihr mir zuhört;
wichtiger noch, dass ihr dann bitte auch in die Tat umsetzt,
was ihr davon verstanden habt.
War etwa Jesu Verhältnis zu seiner Mutter ein bisschen beeinträchtigt?
Als ob er gemeint hätte, sie wäre vom Weg zu Gottes Reich abgekommen.
Es ist andersherum: Jesus erweitert den Glückwunsch.
Selig nennt er einfach alle, die sich wenigstens bemühen,
seine Gute Nachricht mit eigenem Leben zu füllen:
sei da für andere, die dich brauchen;
sei aufmerksam und couragiert, wo Menschenrechte bedroht sind;
engagiere dich für Frieden und Gerechtigkeit in der Nähe und weiter weg.
Und da war Maria sicher mitgemeint.
Selig seid ihr, herzliche Glückwünsche also
auch für die Mutter, die das Leben weitergegeben hat.