Zwischenruf - Pascale Jung:God bless America
Knapp einen Monat ist es jetzt her. „Wir sind am Boden zerstört“, schrieb meine amerikanische Cousine. „Es ist einfach nur unglaublich furchtbar. Ich weiß nicht, wie wir das überstehen sollen.“
Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA schockierte nicht nur die Amerikaner:innen, die sich Kamala Harris als Präsidentin gewünscht hätten, ein großer Teil der Welt war geschockt. Trumps ausländerfeindliche und frauenverachtende Äußerungen stießen auf Kritik und auf Kopfschütteln. Wie konnte die Mehrzahl der Menschen in den USA nur einen solchen Menschen wählen?
Aber Empörung und Hysterie nützen nichts. Europa und die Welt müssen sich auf eine neue US-Regierung einstellen und das heißt auch auf mehr Unberechenbarkeit und mehr America-First-Politik.
Mir ist ein Wort des holländischen Theologen und Dichters Huub Oosterhuis in den Sinn gekommen: „Weiter sehen, als wir sind". Ein einziger Satz, in dem doch so viel steckt. In ihm steckt Hoffnung und Zuversicht. „Weiter sehen, als wir sind", das heißt, nicht im hier und heute verharren, sondern weiter gehen. Nicht verdrängen und nicht verleugnen und auch nicht resignieren und verzweifeln - sondern: weiter gehen und eine Vision haben, wie es sein kann. In Zukunft.
Und bis dahin: God bless America.