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Zwischenruf - Michael Kinnen:Gottes Pronomen

He / him / she / her / they - Gott ist Mensch geworden, in aller Vielfalt
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
19. Dez. 2024
Von:
Michael Kinnen

„Hallo, Michael Kinnen!“ Ehrlich gesagt, ich kann mich an diese Anrede in einer Mail noch nicht so richtig gewöhnen. Dabei war sie einfach nur gut gemeint: Der Mailabsender (he/him) wusste nicht, wie er mich ansprechen soll. Ob mit „Herr Kinnen“, „Sehr geehrter“ oder „lieber“ - oder überhaupt mit welcher Anrede. Nachdem wir dann miteinander telefoniert haben, hat sich das schnell geklärt. Er wollte achtsam sein. Das fand ich gut. Das mit den Pronomen und der Anrede ist ja sowieso so eine Sache. Sie soll das Gegenüber ernst nehmen - und das verdient, finde ich, auch Respekt. Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, ob jemand sich grundsätzlich so oder so angesprochen fühlen soll. Der Moderator Jan Böhmermann spricht daher immer von „Meine Damen und Herren und alle dazwischen und außerhalb“. Kann man gut finden oder nicht, lustig oder übertrieben. Wichtig ist, dass es um Respekt geht. Die Mühe sollte sich jeder machen! Mir hilft da nicht nur in dieser Jahreszeit der Blick auf Weihnachten. Gott wird Mensch. Der historische Jesus war wohl ein Mann. Aber dass Gott Mensch wird, bedeutet ja viel mehr. „Gott ist der ganz andere“, sagt die Theologie, jedenfalls anders als unsere Schubladen das gerne wollen. Wenn Gott Mensch wird, dann geht es um mehr als um Mann und Frau allein. Und ich möchte das ernst nehmen: Gott wird Mensch. Das öffnet den Himmel für die Menschen und bringt das Göttliche in die Welt. Gott ist ansprechbar. Und alle Menschen dürfen sich angesprochen fühlen. Mit allen Pronomen, die Gottes bunte Welt bereit hält.

SR1/SRkultur/SR3 - Zwischenruf:Gottes Pronomen