Zwischenruf - Marita Rings-Kleer:Licht im Dunkel
„Hier hast du sie!“ – sagte der junge Mann, drückt seiner Mutter die zweijährige Tochter in den Arm und verschwindet.
Diese Aktion war der Schlusspunkt einer kurzen Ehe, nach der kein Elternteil die Sorge für das gemeinsame Kind übernehmen wollte.
Also blieb nur noch die Großmutter übrig.
Die aber sorgte sich um so mehr.
16 Jahre lang begleitete sie ihre Enkelin,
durch Kindergarten und Schule,
durch all die Höhen und Tiefen, die ein junger Mensch so durchlebt.
Kam es einmal ganz dick, dann stellte die Oma ihrer Enkelin immer eine Pizza auf den Tisch und wenn die am nächsten Tag aufgegessen war, wusste die Großmutter: es konnte alles gut werden.
Mit der Volljährigkeit kehrte Ruhe ein, die junge Frau machte eine Lehre zur Schreinerin und schloss diese mit Auszeichnung und als Jahrgangsbeste ab.
Sogar die Zeitung berichtete darüber.
Bei der Abschlussfeier sagte die Lehrmeisterin zur Großmutter:
Sie haben so eine tolle Enkelin, am liebsten würde ich sie adoptieren.
Seltsam, dachte die Oma: damals wollte sie keiner haben.
Mit viel Liebe und Geduld hatte sie es geschafft, dass ihre Enkelin heute eine starke und selbstbewusste Frau ist.
Eine Frau, die ihren Weg geht.
Sie zeigt mir, wenn ich wieder mal das Gefühl habe, dass niemand für mich da ist, dass es doch immer jemanden gibt, der mir zur Seite steht, der Licht in mein Dunkel bringt.