Zum Inhalt springen

Zwischenruf - Birgit Wenzl-Heil:Quilt-Segen

Eine Decke, die nicht nur wärmen soll, sondern auch gute Gedanken und Wünsche in sich trägt und so gewissermaßen zum Segen werden kann.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
30. Jan. 2025
Von:
Birgit Wenzl-Heil

„Dresdner-Teller“, „New Irish Chain“, „Kurume kasuri igeta“ oder „Jakobsleiter“: Auch wenn ich die Namen nicht kannte, gesehen hatte ich die Stücke schon oft. Sie sind aus buntem Stoff, praktisch und kuschelig. Sie heißen „Quilt“, „Patchworkdecke“ oder auch ganz schlicht „Steppüberwurf“. Zur Geburt unseres ersten Kindes haben wir eine Decke mit Quiltmuster geschenkt bekommen. Mir haben die bunten Farben und Muster gefallen und mich hat berührt, dass uns da jemand so viel Zeit und Geduld in Stoffform geschenkt hat. Später habe ich dann erfahren, dass es diese Kunst in fast allen Kulturen auf der ganzen Welt gibt. Und wohl schon seit der Zeit der alten Ägypter. Natürlich sollen die Decken zuerst einmal warmhalten. Und dann sind sie eine gute Möglichkeit, Stoffreste zu verwerten. Manche Kulturen verbinden aber noch viel mehr damit. Sie nähen mit jedem Stück Stoff Erinnerungen an Menschen und Ereignisse ihrer Gemeinschaft mit in den Quilt - auch Bibelgeschichten. Die Decken werden von einigen Gruppen auch gemeinsam hergestellt z.B. zur Hochzeit oder der Geburt eines Kindes. Dann sollen sie aber nicht nur wärmen und gut ausschauen. Sie tragen dann zusätzlich die guten Gedanken und Wünsche in sich, die die Quiltnäherinnen mitschenken. Die Decke kann so spürbar machen, dass da jemand - im wahrsten Sinne des Wortes - in eine Gemeinschaft „eingebettet“ ist. Der tiefere Sinn, der so in einen Quilt hineingenäht ist, erinnert mich sehr an das, was ich mit dem Segnen verbinde: Einem Menschen sagen: „Du bist nicht allein. Fühle dich von uns und von Gott wie in eine wärmende Decke gehüllt und begleitet.“ So ein Quilt wäre dann ein „Segen zum Anfassen“.   

SR1/SRkultur/SR3 - Zwischenruf:Quilt-Segen