Zum Inhalt springen

Zwischenruf - Luisa Maurer:Segne du Maria, alle die mir lieb!

Über die Lebenserfahrung ihrer 94-jährigen Oma spricht Luisa Maurer in ihrem Zwischenruf. Und über ihre Geduld und ihr Gottvertrauen - für sie absolut vorbildhaft.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
5. Jan. 2025
Von:
Luisa Maurer

Ich stelle mir vor, ich liege den ganzen Tag im Bett. Und ich darf meine Augen nicht öffnen. Ich kann weder lesen noch Fernsehen schauen oder irgendetwas anderes tun, wozu ich meine Augen öffnen muss. Absolute Horrorvorstellung für mich!
Genau das hat meine 94-jährige Oma in den vergangenen Wochen mehrmals durchgemacht. Sie hatte grauen Star. Und deshalb mussten ihre Augen gelasert werden. Kurz danach durfte sie die Augen nicht belasten und sollte sie eben den Rest des Tages geschlossen halten. 
“Oma, was hast du nur den ganzen Tag gemacht?”, frage ich sie. Noch nicht einmal ein Hörbuch oder Musik hatte sie an ihrem Bett. “Ach, Luisa”, entgegnet mir meine Oma gelassen, “wozu brauche ich Musik? Ich habe selbst gesungen. Hoch und runter, alle Marienlieder, die ich auswendig kann.” Ich bin baff. Wie man so geduldig sein kann! Das ist mir echt ein Rätsel. “Naja”, lacht meine Oma, “ich frage mich schon manchmal, was kommt als nächstes noch auf mich zu.” Aber dann tut sie genau das: Einen Rosenkranz beten, ein Marienlied singen und zuversichtlich bleiben. Für mich echt bewundernswert. 
Segne du Maria, das ist ihr Lieblingslied. Weil darin besungen wird, dass alle gesegnet werden sollen, die ich gerne habe. Und das eigene Handeln und Denken soll gesegnet, also gut werden. Außerdem jeder, der Schmerzen hat und auch im Tod wird in diesem Lied um ihren Segen gebeten.
Meine Oma hat mit Sicherheit in ihren 94 Lebensjahren viel gesehen und durchlebt. Mit ihrem Gottvertrauen und ihrer Geduld ist sie für mich ein echtes Vorbild. 

SR3 - Zwischenruf:Segne du Maria, alle die mir lieb!