Zwischenruf - Lisa Olschewski:Step by step

Ich bin ungeduldig, das merke ich gerade im Moment sehr. Die Tage werden zwar wieder merklich heller und länger, aber doch dauert es noch eine gefühlte Ewigkeit, bis das Grün an den Bäumen sprießt und die Sonne unsere Rücken wärmt. Je mehr ich darüber nachdenke, wie sehr mir das Licht und die Wärme fehlt, umso länger fühlt sich das Warten darauf an. Am liebsten wäre es mir, alles Unfertige in meinem Leben und auf der Welt wäre jetzt und auf einen Schlag fertig. Im eigentlichen und im übertragenen Sinn. 
Als mir diese Tage das Buch „Momo“ von Michael Ende in die Hände fiel, dachte ich daran, was Beppo, der Straßenkehrer, seinem Freund Momo rät. Er sagt:
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen.“ [...]. Und dann fängt man an sich zu eilen. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“ [...] „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.“ [...] Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“ [...] „Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ Zitat Ende.
Was für eine großartige Ermutigung in der Gegenwart zu leben und alles Momentane und Unfertige zu akzeptieren und wertzuschätzen, um so die Kraft zu finden, einen Schritt vor den anderen zu setzen.