Zwischenruf - Michael Kinnen:Vertrauensfragen
Heute entscheidet der Bundestag über die Vertrauensfrage. Lange diskutiert im Vorfeld. Ich hoffe, dass die „Vertrauensfrage“ am Ende nicht noch mehr Vertrauen in die Politik verspielt, wenn sie instrumentalisiert und ausgenutzt wird für Taktiererei. Verspieltes Vertrauen - das ist bitter. In der Politik, in der Gesellschaft, auch in der Kirche. Da liegt so einiges in Trümmern und kann nicht einfach wiederhergestellt werden. Wem kann ich noch vertrauen? Je resignierter diese Frage beantwortet wird, desto trauriger wird es. Denn wir Menschen sind ja angewiesen darauf, dass wir uns auf jemanden verlassen können, dass wir vertrauen können; dass unser Vertrauen nicht ausgenutzt und verspielt wird. Und nein, ich komm jetzt nicht gleich mit dem lieben Jesulein; auch wenn ich als Christ mir mein Gottvertrauen nicht nehmen lassen will.
Das katholische Bonifatiuswerk hat - ganz unabhängig von den aktuellen poltischen Entwicklungen - schon vor einiger Zeit das Jahresaktions-Motto ausgerufen: „Erzähle, worauf du vertraust!“ Ich finde das eine interessante Aufforderung. Denn sie bleibt nicht beim Lamentieren, dass alles angeblich immer schlimmer wird. Stattdessen zu erzählen, worauf man vertraut. Das ist konstruktiv. Da fang ich mal an: Ich vertraue darauf, dass die Welt nicht schlechter ist als früher. Dass es Hoffnung und Zukunft gibt. Und ich glaube, dass jeder und jede wenigstens ein Beispiel nennen kann, wo ein Vertrauensvorschuss sich gelohnt hat. Auch wenn ich Ihre Antwort jetzt nicht hören kann, bin ich sicher, dass da einiges zusammenkommt, wenn wir zusammenlegen. Das macht die Welt zuversichtlicher und besser - mit unserer und Gottes Hilfe. Darauf vertrau‘ ich!