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Zwischenruf - Matthias Marx:Voller Einsatz

Domprediger Dr. Johann Maier war ungefähr 12 Jahre Priester in Regensburg, aber das Wesentliche hat er nicht nur im Dom gepredigt.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
27. Okt. 2024
Von:
Matthias Marx

Vor zwei Jahren hat man in Regensburg, am Krauterer Markt, einen sogenannten Stolperstein verlegt mit folgendem Text:
„Hier wohnte Domprediger Dr. Johann Maier, Jg 1906.“
Was war da passiert? Die Nazis wollten die Stadt bis zum Äußersten verteidigen, obwohl die Amerikaner schon die Donau überquert hatten und alle deutschen Truppen sich zurückzogen. Um die tausend Menschen kamen auf einem großen Platz zusammen, um für eine kampflose Übergabe ihrer Stadt zu demonstrieren. Der anwesende Domprediger Johann Maier wollte die aufgebrachte Menge beruhigen, es ging ihm einzig um die Bitte an die Nazi-Obrigkeit zu einer kampflosen Übergabe; man sei hier um zu bitten, nicht um zu fordern.
Vor Ende der Rede wurde er mit mehreren anderen verhaftet, ein Standgericht verhängte die Todesstrafe. Gegen halb vier in der Frühe wurde Maier zusammen mit einem 70-jährigen Regensburger auf dem Dachauer Platz gehenkt, mit Blickrichtung Dom; um den Hals trug er ein Pappschild mit der Aufschrift „Hier starb ein Saboteur“. Drei Tage später war die Stadt befreit, ohne Blutvergießen.
Vor 25 Jahren wurden die hier Ermordeten ins Register der Märtyrer aufgenommen.
Regensburgs Bischof Buchberger, der möglicherweise noch etwas hätte erreichen können, hatte sich im Luftschutzbunker des Ordinariats versteckt und schwieg. Auch später hat der Bischof seinen Domprediger totgeschwiegen.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben sind wir da“, das hatte Maier von der Domkanzel aus gesagt. 
Heute ist der Tag der Priesterweihe von Johann Maier. Keine zwölf Jahre war er Priester – und das Wesentliche hat er nicht nur im Dom gepredigt, sondern an diesem letzten, extremen Tag seines Lebens. Die Botschaft bedeutet Jesus pur: Voller Einsatz, wenn es gilt, Leben zu retten. Auch wenn das bedeuten kann, sein Leben zu verlieren.