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Zwischenruf - Christian Heinz:Womit habe ich das nur verdient?

Der Weltkrebstag soll daran erinnern, Versorgungslücken zu schließen. Eine solche Lücke ist für Christian Heinz, die Frage nach der Schuld zu beantworten. Dich trifft keine Schuld und wenn doch, dann wird dir vergeben!
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
4. Feb. 2024
Von:
Christian Heinz

Was hab‘ ich nur verbrochen? Womit habe ich das verdient? Das fragen mich nicht selten Krebskranke. Und ich gebe zu, wenn ich erfahre, jemand hat Krebs oder ist sogar daran verstorben, denke ich mir: Naja, irgendwie hat der oder die doch seinen oder ihren Anteil daran. Wahrscheinlich zu ungesund gelebt, zu viel geraucht, zu viel Stress gehabt und zu wenig zur Vorsorge gegangen.

Heute ist Weltkrebstag. Seit einigen Jahren will der heutige Tag auf das Schicksal Krebskranker hinweisen: Es ist wichtig und nötig, vorzusorgen und gesund zu leben. Dieses wie die vergangenen Jahre wird auf die Versorgungslücken hingewiesen.

Wenn ich an Krebs oder besser Krebspatient*innen denke, dann fällt mir direkt ein, dass es nicht nur medizinische Lücken in der Versorgung gibt. Eine Lücke ist doch auch, die kaum beantwortbare Frage: „Was hab ich nur verbrochen?“ Und auch mein vorschnelles Urteil: Irgendwie wird der oder die Krebskranke in gewissem Maße selbst schuld sein, braucht doch eine „Versorgung“ und damit vor allem Korrektur. Denn Versorgungslücken medizinisch wie menschlich zu schließen, geht nicht durch Vorwürfe und vorschnelles Verurteilen. 500.000 Menschen erkranken jedes Jahr an Krebs, vier Millionen leben mit dieser Krankheit. Diese Zahlen zeigen doch: Jede und jeder ist betroffen. Jede und jeder kennt jemanden, der an Krebs erkrankt ist und jede und jeden kann es treffen – auch mich - trotz aller Vorsorge und gesunder Lebensweise, so wichtig sie auch sind. Da zusammenzustehen und vor allen Dingen beizustehen, das ist es, wozu der heutige Tag motivieren kann.

Als Christ weiß ich, dass eine große Kraft in der Lossprechung liegt. Da fragt sich jemand: Was habe ich verbrochen? Ich bin doch selbst Schuld an meiner Situation, weil ich dies oder jenes gemacht oder nicht gemacht habe.  Vielleicht ist das auch eine Versorgungslücke, die es heute zu schließen gilt: Dann zu sagen, du bist nicht Schuld und wenn doch, es ist und wird dir vergeben!

Und für mich selbst: Hör auf zu schnell zu urteilen über Schuld, spreche lieber los, stehe bei, denn das ist dein Auftrag! Und hoffentlich gibt es dann auch Menschen, die zu mir stehen und mich lossprechen, wenn ich mich frage: Womit habe ich das verdient, was habe ich nur verbrochen?

SR 1/3 - Zwischenruf:Womit habe ich das nur verdient?