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Zwischenruf - Matthias Scheer:Wünsche – aber nicht Herz und Verstand – im Laden lassen

In einer Welt, in der die gemeinsame Verantwortung fast keine Rolle mehr spielt, ist es wichtig, den eigenen Blick auf die Mitmenschen zu richten.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
28. März 2025
Von:
Matthias Scheer

Auf dem Weg zur Küchenrolle lauf ich im Geschäft an der Spielwarenabteilung vorbei. Ein Kind reißt lauthals den Bau ab, weil es das Stofftier nicht mitnehmen darf – Tränen und Schreie. Mir tun die Mamas und Papas in solchen Momenten echt leid. Manches Elternherz wird bluten, wenn es seinem Kind einen Wunsch nicht erfüllen kann. Und nicht alle drumherum zeigen sich verständnisvoll. Das verschärft die ohnehin schon schwierige Situation dann noch zusätzlich. 
Dabei reagieren die Kleinen doch eigentlich nur allzu menschlich. Ich will etwas haben - oder in der Steigerung: Tun und lassen können, was ich will. 
Das klingt aber auch zugegeben verlockend: „Tu, was Du willst.“ Ein Traum von Freiheit. Und irgendwie erlebe ich eine Welt, in der genau das ohne jede Rücksichtnahme gefordert wird: „Ich will tun, was ich will.“ Die gemeinsame Verantwortung spielt keine Rolle. Die Großen und Reichen leben es vor.
Tu, was Du willst, aber wem das nötige Kleingeld fehlt, der stößt an Grenzen. Aus dem: “Tu, was Du willst“, wird dann ein „Du darfst tun, was Du Dir leisten kannst“ und ansonsten das, was die anderen wollen. Geld regiert die Welt und die Demokratie wird überholt.
Meine Mama greift da gern auf einen Schlager zurück: „Alle Wünsche kann man nicht erfüllen und nicht alle Träume werden wahr“ – da ist was dran. Manchen Wunsch lasse ich im Geschäft und richte meinen Blick auf mein Umfeld, denn ich bin nicht alleine auf der Welt. Geben und Nehmen, miteinander teilen, miteinander leben oder wie Gott es ausdrückt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Das will ich tun.

SR1/SRkultur/SR3 - Zwischenruf:Wünsche – aber nicht Herz und Verstand – im Laden lassen